Juhu es ist ein Drilling!
Verfasst: Do 22. Apr 2010, 12:59
Juhu es ist ein Drilling…
Warum steht man morgens mitte April in Nordfrankreich bei 0 Grad an einer Rennstrecke?
Richtig, man will aufm Kringel moppedfahren. Gut man könnte dies auch machen, wenn im Mai oder Juni die Temperaturen höher sind, aber manche Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Was war passiert?
Nun, seit 8 Jahren fahre ich Ducati. Mit 916 über 996 bis hin zur 999 hab ich viele rote Moppeds aus Bologna bewegt. Die 1098 hat mir einfach immer zu viel Leistung gehabt und so habe ich mich bisher immer noch an der 999 festgehalten. Dieses Jahr sollte es hiermit nochmal in der Pro Thunder Klasse um Punkte und Pokale gehen. Leider ist jedoch beim Auftakttraining in Ledenon ein Gehäuseriss in die sonst so über die Jahre gereifte Beziehung zwischen mir und meiner Bella gekommen. Ein Riss der so nicht mehr zu kitten war. Einen Neuanfang mit anderen Gehäusen oder gar ganzen Motoren konnte ich mir nicht richtig vorstellen. Die hier notwendigen Ausgaben in Höhe von 2-3 Kilos Euronen war schon eine ordentliche Hausnummer. Irgendwas in mir weigerte sich stetig, dieses Geld auszugeben. Besonders weil ich Ende letzten Jahres nicht widerstehen konnte und eine dieser kleinen, schmalen Britinnen mal probe geritten bin. Sicherlich gibt es da weniger Drehmoment und natürlich muss ich mehr Drehzahl abrufen, aber es klingt geil, geht flott um die Ecke und sieht auch noch gut aus! Es ist eine andere Welt, mal was Neues. Beinahe schon war ich nach dem ersten Proberitt in 2009 dieser Versuchung erlegen. Doch letztendlich fiel ich wieder in den Schoß meiner geliebten Bella aus Bologna und so drehmomenteten und wuchteten wir uns wieder in die neue Saison, bis halt zu diesem einreißenden Erlebnis in Ledenon.
Durch Schicksalsfügung erhielt ich nun das Angebot, ein komplettes Wochenende lang eine 675 erfahren zu dürfen. Ein richtig ausgiebiger Test sollte es werden, um zu prüfen, ob das kurze Techtelmechtel von damals auch etwas von Dauer werden könnte.
Da stand Sie nun vor mir im fröhlichen, kurzen und knapp geschnittenen schwarz. Ihr kecker Auftritt, setzte mich in Verzückung. Mein Blick wanderte über die vielen feinen Details die sich mir so darboten. Egal ob es das aus Aluprofilen selbstgebaute Rahmenheck war oder auch der selbstgeschweißte Alutank, über viele feine Details, die nur zu einem dienen. Die Optimierung der Performance. Ein geiles Teil hatte sich der bisherige Eigentümer, ein redliche Aufzynder übrigens, hier hingestellt. Schade, dass er aus gesundheitlichen Gründen eine Vernunftentscheidung treffen muss und das reiten von Eisen jeglicher Art nun nicht mehr tun wird.
Umher schlawänzelnd schaue ich auf den Ansaugschlund, der sich gierig nach vorne reckt. Vorbei am Schaltautomaten, hin zu der offen Komplettanlage von Akrapovic. Ein Hochleistungsfederbein güldend glänzend aus dem Hause Öhlins und eine überarbeite Gabel von der Fa. Hoffmann. Ein wirklich schönes Gerät. 154kg, mit 4 Litern Sprit wird hier versprochen. 129,8PS lt. Prüfstand. AM RAD!!! Eine Waffe die dort steht. Und ich darf Sie fahren. GEIL!
Schon am Vortag war ich gespannt und nervös zu gleich. Sollte es diese unbeschwerte Leichtigkeit wirklich geben, wovon viele Trümphler immer wieder reden? Bald werde ich es wissen.
Nachdem der Wettergott die Temperaturen in annehmbare Bereiche verschoben hatte, die zumindest im Ansatz ein schüttelfrostfreies Angasen ermöglichen sollte, streifte ich mir meine Lederkuh über.
Ein dreh am Zündschlüssel von „Black Beauty“ startete die Benzinpumpe. Das Mäusekino begann mit seinen immer wiederkehrenden Film bunter Lichter im Kommandostand. Ein schicker Auftritt. Mir gefällt es. Ein kurzer Druck auf den Anlasser, „wwiiiiiieeeeehhhhhööööö“, „brrrrööööhmmmmllllmlmlmlml“ und schon gab Black Beauty seine ersten Regungen von sich. Dieses sonore schnurren ist schon geil, wenn ich es mit dem mir so vertrauten pötteln meiner Bella vergleiche. Man könnte fast meinen, im Stand bereits eine gewisse Leichtigkeit hören zu können.
Ein erstes Aufsitzen. Huch, ist das hoch hier. Bei der roten Bella sitzt man viel mehr „im“ Motorrad, als wie drauf. Hier fühl ich mich wie auf einem Hochsitz. Nicht unangenehm, aber ungewohnt anders. Mit einem leichten „klack“ rastet der erste Gang ein, der Ausritt beginnt….
Schon beim einfahren in die Boxengasse fällt mir die Leichtfüßigkeit der Trümph auf. Gefühlt reicht ein wackeln mit dem Ohrläppchen um Black Beauty zu einer Richtungsänderung anzustiften.
Zum Ende der Boxengasse ziehe ich das Gas auf. Wahnsinn, wie schnell die Drehzahl in die Höhe schnellt. Ab 10.000 schiebt „Black Beauty“ an wie verrückt. Ein heißes fauchen schreit mich an, es heißt wohl, „los tritt den nächsten Gang rein!“. Ein kaum merkliches unterbrechen der Zündung lässt den nächsten Gang rein rutschen, Ross und Reiter werden weiter nach vorne katapultiert. Toll wie funktional hier alles drauf ist. Alles auf die Optimierung der Performance auf der Rennstrecke ausgelegt. Komfort 0%, Performance 100%, Spaß 120%.
Beim anbremsen ermöglicht das spielerische Handling von Black Beauty alle mögliche Variationen ein frühes einlenken, ein spätes einlenken, Korrekturen in alle Richtungen sind möglich. Möglichkeiten die ich so bisher eigentlich nicht kannte. Und die einem so mehr wie nur ein leichtes Grinsen entlocken. …. Und immer wieder dieses geile fauchen….
Das erste Abwinkeln ist natürlich wesentlich leichter als mit der Bella, ein Genuss, wie leicht es sein kann. Dafür aber dann aber auch die Kehrseite der Medallie in Schräglage. Für den ungeübten Ducatisti ist es sehr nervös, ja fast schon kippelig. Definitiv eine Sache, an die man sich gewöhnen muss. Ducatis sind bekannt mit starker Hand geführt zu werden, dafür gibt es auch eine unglaublich stabile Kurvenlage die man kaum aus der Ruhe bringen kann. Für manche ist es eine Glaubensfrage. Aber man sollte alles mal ausprobieren, um mitreden zu können.
Beim beschleunigen und dem durchladen der Gänge 2, 3 und 4 fällt mir auf, wie sanft der Schaltautomat arbeitet. Ein sehr gut abgestimmtes Gesamtpaket hat sich hier zusammen gefunden. Das Fahrwerk und die Reifen geben einem das Gefühl, selbst mit der Hand über den Asphalt zu streicheln, so transparent fühlt man, was sich dort unter den Rädern so abspielt. Für mich und meine eigentlich gut ausgerüstete 999 eine ganz neue Erfahrung. Toll.
Nach einigen Runden fühlt sich alles vertrauter an. Die Bremspunkte werden später, das Kurventempo höher, der Beschleunigungsvorgang wird früher und stärker eingeleitet. Das knackige Sitzkissen meldet immer transparent den aktuellen Gripzustand des Hinterreifens an den Fahrer. So lässt es sich leben. Beim harten beschleunigen heben sich sanft die Vorderhufe und agil zuckt es an der Front. Ich könnte so, gefühlt, stundenlang in den Sonnenuntergang reiten.
Viel zu schnell neigt sich der Turn dem Ende zu. Hatte ich schon von dem geilen heiseren fauchen, des Drillings erzählt. Nicht?? Also der Drilling der faucht ja so schön heiser, wenn er denn getreten wird. Eine wahre Wonne ist das.
Zurück im Fahrerlager steht Black Beauty wieder auf dem Montageständer. Bereit für einen weiteren Ritt, knackt und knistert das Metall. Das Hitzeflimmern am Auspuff schreit nach mehr. Was für ein Renneisen.
Sie hat sich in meinem Herz einen Platz erobert. Die Bella schaut neidisch herüber zur Neuen: „Was hat die, was ich nicht habe?!“
Entscheiden muss ich mich. Alt Bekanntes mit vielen schönen Erinnerungen oder was neues, aufregendes mit vielen neuen Möglichkeiten.
Der Geldbeutel sagt: „tue es“, der Verstand sagt: „na klar“ und die wenigen Zweifel und mein zögern verblasst immer mehr in den nächsten Runden.
„Hallo Black Beauty, willkommen in Deinem neuen Zuhause.“
Warum steht man morgens mitte April in Nordfrankreich bei 0 Grad an einer Rennstrecke?
Richtig, man will aufm Kringel moppedfahren. Gut man könnte dies auch machen, wenn im Mai oder Juni die Temperaturen höher sind, aber manche Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Was war passiert?
Nun, seit 8 Jahren fahre ich Ducati. Mit 916 über 996 bis hin zur 999 hab ich viele rote Moppeds aus Bologna bewegt. Die 1098 hat mir einfach immer zu viel Leistung gehabt und so habe ich mich bisher immer noch an der 999 festgehalten. Dieses Jahr sollte es hiermit nochmal in der Pro Thunder Klasse um Punkte und Pokale gehen. Leider ist jedoch beim Auftakttraining in Ledenon ein Gehäuseriss in die sonst so über die Jahre gereifte Beziehung zwischen mir und meiner Bella gekommen. Ein Riss der so nicht mehr zu kitten war. Einen Neuanfang mit anderen Gehäusen oder gar ganzen Motoren konnte ich mir nicht richtig vorstellen. Die hier notwendigen Ausgaben in Höhe von 2-3 Kilos Euronen war schon eine ordentliche Hausnummer. Irgendwas in mir weigerte sich stetig, dieses Geld auszugeben. Besonders weil ich Ende letzten Jahres nicht widerstehen konnte und eine dieser kleinen, schmalen Britinnen mal probe geritten bin. Sicherlich gibt es da weniger Drehmoment und natürlich muss ich mehr Drehzahl abrufen, aber es klingt geil, geht flott um die Ecke und sieht auch noch gut aus! Es ist eine andere Welt, mal was Neues. Beinahe schon war ich nach dem ersten Proberitt in 2009 dieser Versuchung erlegen. Doch letztendlich fiel ich wieder in den Schoß meiner geliebten Bella aus Bologna und so drehmomenteten und wuchteten wir uns wieder in die neue Saison, bis halt zu diesem einreißenden Erlebnis in Ledenon.
Durch Schicksalsfügung erhielt ich nun das Angebot, ein komplettes Wochenende lang eine 675 erfahren zu dürfen. Ein richtig ausgiebiger Test sollte es werden, um zu prüfen, ob das kurze Techtelmechtel von damals auch etwas von Dauer werden könnte.
Da stand Sie nun vor mir im fröhlichen, kurzen und knapp geschnittenen schwarz. Ihr kecker Auftritt, setzte mich in Verzückung. Mein Blick wanderte über die vielen feinen Details die sich mir so darboten. Egal ob es das aus Aluprofilen selbstgebaute Rahmenheck war oder auch der selbstgeschweißte Alutank, über viele feine Details, die nur zu einem dienen. Die Optimierung der Performance. Ein geiles Teil hatte sich der bisherige Eigentümer, ein redliche Aufzynder übrigens, hier hingestellt. Schade, dass er aus gesundheitlichen Gründen eine Vernunftentscheidung treffen muss und das reiten von Eisen jeglicher Art nun nicht mehr tun wird.
Umher schlawänzelnd schaue ich auf den Ansaugschlund, der sich gierig nach vorne reckt. Vorbei am Schaltautomaten, hin zu der offen Komplettanlage von Akrapovic. Ein Hochleistungsfederbein güldend glänzend aus dem Hause Öhlins und eine überarbeite Gabel von der Fa. Hoffmann. Ein wirklich schönes Gerät. 154kg, mit 4 Litern Sprit wird hier versprochen. 129,8PS lt. Prüfstand. AM RAD!!! Eine Waffe die dort steht. Und ich darf Sie fahren. GEIL!
Schon am Vortag war ich gespannt und nervös zu gleich. Sollte es diese unbeschwerte Leichtigkeit wirklich geben, wovon viele Trümphler immer wieder reden? Bald werde ich es wissen.
Nachdem der Wettergott die Temperaturen in annehmbare Bereiche verschoben hatte, die zumindest im Ansatz ein schüttelfrostfreies Angasen ermöglichen sollte, streifte ich mir meine Lederkuh über.
Ein dreh am Zündschlüssel von „Black Beauty“ startete die Benzinpumpe. Das Mäusekino begann mit seinen immer wiederkehrenden Film bunter Lichter im Kommandostand. Ein schicker Auftritt. Mir gefällt es. Ein kurzer Druck auf den Anlasser, „wwiiiiiieeeeehhhhhööööö“, „brrrrööööhmmmmllllmlmlmlml“ und schon gab Black Beauty seine ersten Regungen von sich. Dieses sonore schnurren ist schon geil, wenn ich es mit dem mir so vertrauten pötteln meiner Bella vergleiche. Man könnte fast meinen, im Stand bereits eine gewisse Leichtigkeit hören zu können.
Ein erstes Aufsitzen. Huch, ist das hoch hier. Bei der roten Bella sitzt man viel mehr „im“ Motorrad, als wie drauf. Hier fühl ich mich wie auf einem Hochsitz. Nicht unangenehm, aber ungewohnt anders. Mit einem leichten „klack“ rastet der erste Gang ein, der Ausritt beginnt….
Schon beim einfahren in die Boxengasse fällt mir die Leichtfüßigkeit der Trümph auf. Gefühlt reicht ein wackeln mit dem Ohrläppchen um Black Beauty zu einer Richtungsänderung anzustiften.
Zum Ende der Boxengasse ziehe ich das Gas auf. Wahnsinn, wie schnell die Drehzahl in die Höhe schnellt. Ab 10.000 schiebt „Black Beauty“ an wie verrückt. Ein heißes fauchen schreit mich an, es heißt wohl, „los tritt den nächsten Gang rein!“. Ein kaum merkliches unterbrechen der Zündung lässt den nächsten Gang rein rutschen, Ross und Reiter werden weiter nach vorne katapultiert. Toll wie funktional hier alles drauf ist. Alles auf die Optimierung der Performance auf der Rennstrecke ausgelegt. Komfort 0%, Performance 100%, Spaß 120%.
Beim anbremsen ermöglicht das spielerische Handling von Black Beauty alle mögliche Variationen ein frühes einlenken, ein spätes einlenken, Korrekturen in alle Richtungen sind möglich. Möglichkeiten die ich so bisher eigentlich nicht kannte. Und die einem so mehr wie nur ein leichtes Grinsen entlocken. …. Und immer wieder dieses geile fauchen….
Das erste Abwinkeln ist natürlich wesentlich leichter als mit der Bella, ein Genuss, wie leicht es sein kann. Dafür aber dann aber auch die Kehrseite der Medallie in Schräglage. Für den ungeübten Ducatisti ist es sehr nervös, ja fast schon kippelig. Definitiv eine Sache, an die man sich gewöhnen muss. Ducatis sind bekannt mit starker Hand geführt zu werden, dafür gibt es auch eine unglaublich stabile Kurvenlage die man kaum aus der Ruhe bringen kann. Für manche ist es eine Glaubensfrage. Aber man sollte alles mal ausprobieren, um mitreden zu können.
Beim beschleunigen und dem durchladen der Gänge 2, 3 und 4 fällt mir auf, wie sanft der Schaltautomat arbeitet. Ein sehr gut abgestimmtes Gesamtpaket hat sich hier zusammen gefunden. Das Fahrwerk und die Reifen geben einem das Gefühl, selbst mit der Hand über den Asphalt zu streicheln, so transparent fühlt man, was sich dort unter den Rädern so abspielt. Für mich und meine eigentlich gut ausgerüstete 999 eine ganz neue Erfahrung. Toll.
Nach einigen Runden fühlt sich alles vertrauter an. Die Bremspunkte werden später, das Kurventempo höher, der Beschleunigungsvorgang wird früher und stärker eingeleitet. Das knackige Sitzkissen meldet immer transparent den aktuellen Gripzustand des Hinterreifens an den Fahrer. So lässt es sich leben. Beim harten beschleunigen heben sich sanft die Vorderhufe und agil zuckt es an der Front. Ich könnte so, gefühlt, stundenlang in den Sonnenuntergang reiten.
Viel zu schnell neigt sich der Turn dem Ende zu. Hatte ich schon von dem geilen heiseren fauchen, des Drillings erzählt. Nicht?? Also der Drilling der faucht ja so schön heiser, wenn er denn getreten wird. Eine wahre Wonne ist das.
Zurück im Fahrerlager steht Black Beauty wieder auf dem Montageständer. Bereit für einen weiteren Ritt, knackt und knistert das Metall. Das Hitzeflimmern am Auspuff schreit nach mehr. Was für ein Renneisen.
Sie hat sich in meinem Herz einen Platz erobert. Die Bella schaut neidisch herüber zur Neuen: „Was hat die, was ich nicht habe?!“
Entscheiden muss ich mich. Alt Bekanntes mit vielen schönen Erinnerungen oder was neues, aufregendes mit vielen neuen Möglichkeiten.
Der Geldbeutel sagt: „tue es“, der Verstand sagt: „na klar“ und die wenigen Zweifel und mein zögern verblasst immer mehr in den nächsten Runden.
„Hallo Black Beauty, willkommen in Deinem neuen Zuhause.“